Pindar

Pindar
Pịndar,
 
griechisch Pịndaros, griechischer Chorlyriker, * Kynoskephalai 522 oder 518 v. Chr., ✝ Argos (?) nach 446 v. Chr.; wohl vornehmer Abstammung; wahrscheinlich zwischen 476 und 474 Aufenthalt bei Hieron I. von Syrakus und Theron von Akragas. Als später Vertreter der alten Adelsethik pries Pindar in seinen Epinikien (Siegesgesängen) die Sieger im sportlichen Wettkampf, denen er so Unsterblichkeit zu verleihen suchte, und deren Heimat; er flocht Szenen aus dem Mythos sowie Sentenzen und andere persönliche Äußerungen ein. Seine Sprache, die dorische Kunstsprache (mit äolischen Elementen), entbehrt der formalen Glätte und ist schwer verständlich; die komplizierten Metren lassen auf schwierige Tanzbewegungen der Chöre schließen; die Noten sind nicht erhalten. Von den 17 Büchern Pindars (davon elf mit Kultliedern, darunter Päane, Prosodien, Dithyramben) sind die vier Bücher der Epinikien erhalten (von den alexandrinischen Philologen nach den vier Hauptfesten in Olympien, Pythien, Nemeen und Isthmien aufgeteilt), der Rest ist nur fragmentarisch überliefert. Pindar galt in antiker Zeit als unerreichbarer Meister des erhabenen Stils, in der römischen Literatur war v. a. Horaz von ihm beeinflusst. 1513 erstmals gedruckt, führte Pindars Lyrik besonders in Italien zur Ausbildung freier Strophenformen. P. de Ronsard u. a. ahmten ihn nach, Goethe wurde durch ihn zu freien Rhythmen angeregt. Stark war seine Wirkung auf F. Hölderlin, der ihn übersetzte.
 
Ausgaben: Carmina, herausgegeben von C. M. Bowra (Neuausgabe 1968); Carmina cum fragmentis, herausgegeben von H. Maehler, 2 Bände (4-71975-84, teilweise Nachdruck 1989).
 
Pindars Siegesgesänge und Fragmente, herausgegeben von O. Werner (1967, griechisch und deutsch); Die Isthmischen Gedichte, herausgegeben von E. Thummer, 2 Bände (1968-69); Pindars Oden, herausgegeben von E. Doent (1986).
 
 
W. Schadewaldt: Der Aufbau des pindar. Epinikion (1928, Nachdr. 1966);
 C. M. Bowra: P. (Oxford 1964, Nachdr. ebd. 1971);
 H. Fränkel: Dichtung u. Philosophie des frühen Griechentums (31969, Nachdr. 1976);
 W. J. Slater: Lexicon to P. (Berlin 1969);
 A. Seifert: Unters. zu Hölderlins P.-Rezeption (1982);
 
Pindare, hg. v. A. Hurst (Genf 1984);
 G. W. Most: The measures of praise (Göttingen 1985);
 E. L. Bundy: Studia pindarica (Neuausg. Berkeley, Calif., 1986);
 T. Schmitz: P. in der frz. Renaissance (1993).

Universal-Lexikon. 2012.

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